Die EU steht für große Kompromisse

Dies wird den elf Studierenden der Höheren Landbauschule Almesbach im Rahmen des Unterrichtstags "EU-Politik hautnah erleben" bewusst.

Ein Schwerpunkt im Fach Politik und Gesellschaft an der Höheren Landbauschule liegt darin, politische Entscheidungsprozesse zu verstehen. "Nur so können die Studierenden die Bereitschaft entwickeln, sich politisch und gesellschaftlich zu engagieren", ist sich Mathias Beutner, Lehrkraft im Fach Politik und Gesellschaft, sicher. Eine gute Möglichkeit, sich über politische Prozesse zu informieren, ist der direkte Austausch mit Mandatsträgern. Ziel des Tages war es den, Studierenden die politische Entscheidungsprozesse auf EU-Ebene näher zu bringen. Des Weiteren sollte ihnen bewusst werden, welchen Einfluss die EU-Politik auf die Landwirtschaft in Bayern und speziell auf ihre Betriebe hat.

Praxisnaher Unterricht mit den Politikern

Aus diesem Grund organisieren die Lehrkräfte der Höheren Landbauschule den Unterrichtstag "EU-Politik hautnah erleben". Dr. Christoph Härle erklärt sich sofort bereit, den Aktionstag mitzugestalten und die HLS Almesbach in Weiden zu besuchen. Er ist zuständiger Referatsleiter für die Angelegenheiten des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in der Vertretung des Freistaates Bayern bei der Europäischen Union in Brüssel. Zudem organisiert er auch den Kontakt zur EU-Parlamentsabgeordneten Marlene Mortler. Ein geplanter Webex-Livecall mit Mortler musste auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden.

Nach einer kurzen Vorstellungsrunde durch die Studierenden erläutert Härle seine Aufgaben in Brüssel. Als Spiegelreferent pendelt er regelmäßig zwischen München und Brüssel hin und her und versorgt die Bayerische Staatsregierung mit aktuellen Informationen aus Brüssel. "Wichtig ist der Aufbau und die Pflege von Netzwerken", lautet ein Credo seiner Arbeit. So gehört zu seinen Aufgaben Kontakte zu den wichtigen Entscheidungsträgern zu pflegen und Treffen zwischen bayerischen und EU-Politikern zu organisieren.

Lehrkraft mit hautnahen Erfahrungen

Lehrkraft Johannes Friedrich stellt im Anschluss anhand von eigenen Bildern die wichtigsten Institutionen der EU und das Leben in Brüssel vor. Friedrich war 2022 für einige Monate in der Vertretung des Freistaates Bayern bei der Europäischen Union tätig. "Das 'Bayerische Schlösschen' kennt in Brüssel jeder", ist sich Friedrich sicher. In dem historischen Gebäude nahe dem EU-Parlament, das auch Neuschwanstein von Brüssel genannt wird, ist die bayerische Vertretung beheimatet. Die Studierenden staunten über die imposanten Gebäude von EU-Parlament und EU-Rat.

GAP, Green Deal und Co.

Die Neuerungen der Gemeinsamen Agrarpolitik betreffen die Studierenden direkt auf ihren Betrieben. Dr. Härle diskutierte mit den Studierenden daraufhin, welche Prozesse im Vorfeld abgelaufen sind, bis die GAP-Reform abgeschlossen war, damit sie die Hintergründe besser verstehen können. Diese waren erstaunt, wie aufwendig die Gesetzgebung in der EU ist und wie viele Interessen berücksichtigt werden müssen. "Die EU steht für große Kompromisse", fasst Härle die Problematik zusammen, "dies zeigt sich gut an der Komplexität der neuen GAP."

Im Anschluss beschäftigten sich die Studierenden mit dem Green Deal, den die EU-Kommission 2019 vorgestellt hat. Sie besprachen zunächst in Kleingruppen konkrete Rechtsakte, die als Umsetzung des Green Deals von der EU-Kommission vorgeschlagen wurden und derzeit im EU-Parlament diskutiert werden. In diesem Zusammenhang erarbeiteten die Studierenden Folgen für die Landwirtschaft, die zum Beispiel aus der EU-Wiederherstellungsverordnung, der EU-Waldstrategie oder der Änderung der EU-Industrie-Emissionsrichtlinie entstehen. Ihre Ergebnisse stellten sie der Klasse vor. Härle ergänzte mit seinem Expertenwissen wichtige Details und erläuterte Hintergründe. Zum Abschluss fassen die Schüler ihre Erkenntnisse des Tages mit Hilfe einer Pinnwand zusammen.
"Die Entscheidungen in Brüssel betreffen uns mehr als wir vermutet haben", ist das Fazit eines Studierenden.

Laufender Kontakt zur Politik

An der Höheren Landbauschule Almesbach werden regelmäßig Diskussionsrunden mit Abgeordneten der verschiedenen politischen Ebenen organisiert. Im Dezember besuchte der Landtagsabgeordnete Christoph Skutella (FDP) die Studierenden in Almesbach und diskutierte mit ihnen aktuelle landespolitische Themen. Im Januar trafen die Studierenden im Rahmen ihrer Lehrfahrt nach Berlin im Paul-Löbe-Haus MdB Albert Rupprecht (CSU) und bekamen dort einen Einblick in die Arbeit eines Bundestagsabgeordneten. Für den nächsten Jahrgang der Höheren Landbauschule Almesbach ist ein Besuch in Brüssel geplant.